Auf der Boyneburg lebten einst drei Fräulein zusammen. Sie
waren Schwestern und hatten einander sehr lieb. Da kam
eines Morgens die Jüngste aus ihrer Kammer und war
blass und verweint. "Was fehlt dir, Liebste?" fragte
die Älteste, " ist dir ein Leid geschehen?,
"Ach Schwestern", klagte die Jüngste,
"ich habe heute Nacht geträumt, ich solle
vom Blitz erschlagen werden. Das ist mein
Geschick und sei mit so von Gott bestimmt. Ach, ich
bin doch noch so jung und mag nicht sterben!" Und
sie weinte bitterlich. Da umschlangen die beiden
Schwestern liebevoll die Jüngste und streichelten und
trösteten sie. "Ach" sagten sie, "wer weiß, ob das, was du
da geträumt hast, auch wahr ist. Es ist vielleicht
eines von den Traumspielen gewesen,
die uns manchmal ängstigen, und die
mit dem Morgenlicht verschwinden. Sei guten Mutes!
Noch sind wir bei dir, und wir wollen dich beschützen, so gut wir nur können." Da beruhigte sich die Jüngste ein wenig. Sie ging aber den ganzen Morgen scheu an den Fenstern der Burg vorüber und warf heimliche Blicke nach dem hellen Himmel und fürchtete, das Gewitter schon aufziehen zu sehen.
Der Morgen war noch schön und klar, am Nachmittag aber trübte sich der Himmel, und gegen Abend ballten sich schwere Wolkenmassen rings um die Boyneburg. "Schwestern, ach Schwestern" jammerte die Jüngste. "Seht ihr das Unwetter? Seht, da zieht es herauf und will mich erschlagen! Ach, liebe Schwestern, helft mir doch, ich will ja noch nicht sterben!" Wieder hielten die Älteren ihren Liebling fest umschlungen. "Schwesterchen, wir bitten dich, fasse Mut! Dies ist sicher nur ein Wetter wie jedes andere. Es wird sich vertoben und Wasser niederschütten, und dann ist alles wieder gut, und du bist noch bei uns und lachst über deine Angst." Die Jüngste aber weinte immerzu.
In der Nacht brach das Gewitter los. Der Sturm toste um die Burg, die Blitze zuckten und lohten, als falle Feuer vom Himmel herunter, und der Donner brüllte, dass alle Täler widerhallten. Die Jüngste hielt ihre Schwestern in Todesangst umklammter und schrie ihre Not durch das Tosen des Sturmes und das Brüllen des Donners.
Und der Morgen brach an, aber das Gewitter ließ nicht nach. Da sagte die älteste Schwester: "Nun will ich glauben, dass dies eines von den Wettern ist, die Gottes Gericht erfüllen müssen. Wenn eine von uns dem Tode verfallen sein soll, so will ich hinausgehen und mich den Blitzen darbieten. Haltet mich nicht zurück, ihr lieben, ich tue es gern. Wenn ich nur euch dadurch erretten kann." Damit machte sich die älteste Schwester schnell aus den Armen der anderen frei, küsste sie und eilte hinaus. Sie stieg auf den Turm, der hoch und frei die Burg überragte, stand ruhig im Flammenschein der Blitze und im wüten des Sturmes und harrte auf den Tod. So stand sie lange, und als sie müde wurde, ließ sie sich auf den Mauerrand nieder. Aber es geschah ihr nichts.
Und immer weiter tobte das Wetter. Es wurde nicht schwächer und ließ nicht nach. So verging ein Tag und eine Nacht. Da sprach die zweite Schwester: "So will ich gehen und mich den Blitzen darbieten. Wenn eine von uns sterben soll so will ich gern mein Leben hingeben, wenn ich damit dein Geschick von dir abwenden kann." Sie küsste die jüngste Schwester, eilte hinweg und löste ihre älteste Schwester auf dem Turme ab. Und unaufhörlich zuckten die Blitze, und die Erde erbebte von ihrem Donner, aber es geschah auch der zweiten Schwester kein Leid.
Derweil lag die Jüngste in ihrer Kammer auf den Knien. Sie schrie nicht mehr und weinte nicht mehr. Sie war ganz still geworden. Sie betete.
So verging wieder ein Tag und eine Nacht. Da erhob sich die jüngste Schwester. Sie ließ ihre beiden Schwestern zu sich rufen und einen Geistlichen holen. Dann sprach sie: "Ich will mich nicht länger gegen Gottes Willen sträuben. Ich sehe, dem Geschick, das er uns bestimmt hat, können wir nicht entgehen. Und ich fühle, ich haben den Tod verdient. Dafür, ihr lieben Schwestern, dass ich es zuließ, dass ihr euch für mich opfern wolltet, habe ich den Tod verdient." Darauf machte sie ihr Testament und bestimmte, dass an ihrem Todestage die ganze Gemeinde gespeist und beschenkt würde. Dann bat sie den Geistlichen ihr das Abendmahl zu reichen, und nahm zärtlichen Abschied von ihren weinenden Schwestern. Furchtlos und gelassen stieg sie die Stufen empor nach dem Turm und wartete auf den Strahl der ihr Geschick erfüllte.

Dorette von Boyneburgk schreibt:
Jedes Jahr werden 1000 Brote verteilt.


700 gehen an die Patronatsdörfer


8000 g Speck gehören dazu. Der Rest der Brote wird nach jahrhundertelanger, nie unterbrochener Überlieferung unter die festliche Volksmenge geworfen, wenn der mittägliche Gottesdienst auf dem Berg beendet ist.

Das ehemalige Besoldungsstück für den Datteroder Pfarrer, 12 Laibe Brot von 7 - 8 Pfund und einen Schinken, wurde dagegen im 19. Jahrhundert abgelöst.


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