An dem in den Jahren um 1668 errichteten Sontraer Rathaus
beginnt die vielleicht schon seit einigen Jahrhunderten
so benannte "Bäckergasse". Sie ist eine der ältesten
Straßen der Kupferstadt, durch die der gesamt
Durchgangsverkehr vom Obertor (heutiger
Auweg) zum Niedertor - und in umge-
kehrter Richtung - bis vor etwa 100 Jahren
führte.

Im Stadtbuch von Sontra aus dem Jahre 1544 finden
wir die Aufzeichnung über den Verlauf einer bedeut-
samen Zehntsitzung mit der Nennung aller Schöffen.
Diese Zehntsitzung hat um das Jahr 1400 oder auch
einige Jahrzehnte früher stattgefunden.
Die ausführliche Beschreibung dieser
Sitzung eröffnet einige Zusammen-
hänge, die in den Namen, auch dem der Bäckergasse,
verborgen liegen. Jeder, der heute die mit Fachwerkbauten geschmückte Bäckergasse durchschreitet, glaubt mit Sicherheit (zumal auch heute ein Bäcker dort wohnt), dass hier vermutlich Sontras erste Bäcker die Namensgebung veranlasst haben. Die anschauliche Beschreibung der Zehntsitzung des Jahres 1400 aber führt uns an die historische Wahrheit heran.
Vom Rathaus wurde einst der "Delinquent" zur Gerichtssitzung abgeholt. Beckartenmönche geleiteten den Übertäter auf diesem, oft letzten Gang der durch die "Bäckergasse" zur Thingstätte, der früheren Gerichtsstätte, die sich in dem Bereich befand, wo heute das Bürgerhaus steht, und schließlich zum Galgenberg führte. Die Beckartenmönche, die in der Kupferstadt wohnten, besaßen einst in dieser Gasse ein Brüderhaus, so dass diese Gasse in früheren Zeiten die Bezeichnung "Beckartengasse" führte.
Mit dieser Bezeichnung wussten spätere Geschlechter, als keine Beckartenmönche mehr in Sontra lebten, nichts mehr anzufangen und wandelten diesen Namen in den viel einfacheren Namen "Bäckergasse" um.
Diese Beckartenmönche schritten nun vom Rathaus an mit dem "Angeklagten" durch ihre, die Beckartengasse, die sich bis zum Obertor (Auweg) erstreckte. Beim Durchschreiten dieses wichtigen Stadttores schlug das Glöcklein, und ein letztes Fürgebet wurde gesprochen.
Dann wurde auf dem "Dingstuhl" (Thingstätte) der Stab über dem Delinquenten gebrochen, worauf dann dieser über "Die Schleife" zur "Galgenstätte" (Galgenberg) geschleift wurde.
Diese Einzelheiten vom Rathaus über die Beckartengasse, Dingstuhl, Schleife und Galgenstätte erfährt man aus einer Amtsrechnung aus dem Jahre 1576, in der ein "Peinliches Gericht" beschrieben wird.
"Hans Bornscheuer der Dicke aus Kloster Cornberg war von Claus Möller aus Hasel erstochen worden. Die Zimmerleute errichteten hölzerne Schranken zur Absperrung der Thingstätte. Zur Verpflegung der auswärtigen Richter und Schöffen lieferte Georg Zülch, der eine Brauereigerechtigkeit besaß, das Bier. Der Scharfrichter, der mit zwei Gehilfen von Kassel geritten kam, hatte eine Verpflegung in Sontra doppelt berechnet, was in der Amtsrechnung der Kontrollbeamte entdeckt und rügt."



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